Eine Reise nach Frankreich ist immer wieder schön und man hat ja noch lange nicht alles gesehen.
Dieses Mal reizt mich die Normandie und die Bretagne. Und ich fahre in einer Gruppe und muss mich so um nichts kümmern, weder um Hotelbuchungen, noch um Museumseintritte oder Guides für Stadtrundgänge. Also herrlich entspannt ins Nachbarland für ein paar Tage.
Der erste Tag führt via Besançon und Auxerre nach Chartres. Gerne hätte ich hier die Kathedrale besucht. Aber diese Hotels sind so typisch für Busreisen: möglichst nah an der Autobahn und weg vom Stadtzentrum. Hier wird nur gegessen und geschlafen. Schade!
Nach dem Frühstück fahren wir weiter an die Antlantikküste in der Normandie. Erst besuchen wir in dem mittelalterlichen Städtchen Bayeux die Kathedrale und im Musée de la Tapisserie bestaunen wir den weltberühmten Wandteppich aus dem 11. Jahrhundert. Wahnsinn, dass die Farben noch so leuchten und in 58 Bildern knapp 70 Metern lang die Geschichten der damaligen Zeit erzählen. Die Reiseleiterin darf nicht mit, da sprechen da drin verboten ist. Dass dennoch einige der Gruppe die ganze Zeit palavern müssen, nervt enorm.


Wir haben übrigens Glück. Im Herbst wird das Museum geschlossen und der Teppich und das Museum werden restauriert resp. renoviert.
Ich schlendere durch das hübsche Dörfchen, welches bereits einen Tag nach dem 6. Juni 1944, dem D-Day, von den Alliierten befreit wurde. Hier hielt der spätere Staatspräsident Charles de Gaulle am 14. Juni 1944 eine Rede, als er Frankreich wieder betreten hatte.




In einem kleinen Restaurant verköstige ich eine Galette mit Schinken, Käse und Ei. Dazu löscht ein süffiger Weisswein den Durst. Dann gesellen sich zum Kaffee noch zwei Damen aus der Gruppe zu mir.
Weiter geht’s an die geschichtsträchtige Invasionsküste, zur Omaha Beach. Hier landeten am D-Day, 6. Juni 1944, 155’000 Soldaten der Alliierten. Alleine an diesem Tag kamen 4’500 Soldaten ums Leben, davon 2’000 an der Omaha Beach.

In Colleville-sur-Mer besuchen wir den amerikanischen Friedhof. Er erinnert mich an Arlington bei Washington D.C. Schrecklich und bedrückend, all diese Gräber und Überreste aus dem Zweiten Weltkrieg zu sehen. Mich überkommt dieses ohnmächtige Gefühl, dass die Spezie Mensch nie etwas aus den Schrecken lernt.



In Arromanches wird uns im Musée du Débarquement aufgezeigt, welche Anstrengungen die Alliierten für den Bau eines künstlichen Hafens unternommen haben.
Genug des Todes! Ich gehe ans Meer und spüre den Wind im Gesicht. Ist das herrlich! Es bedrückt mich, wie 80 Jahre nach Kriegsende die Menschen hier mit dem damaligen Schrecken heute noch Geld verdienen, sei es mit Souvenirs oder Museen oder Namen der Restaurants etc.




Der Höhepunkt für mich auf dieser Reise folgt am nächsten Morgen. Wir besuchen heute den berühmten Klosterberg Mont-Saint-Michel.

Ich kann mich kaum satt sehen! Wie lange wollte ich das in echt und nicht nur in Filmen oder auf Fotos sehen. Und nun stehe ich da im Wattenmeer bei Ebbe und staune. Hier herrschen die stärksten Unterschiede von Ebbe und Flut. Es kommt auch etwas auf die Jahreszeit an und wir haben heute nur Sand rund um den Klosterberg. Leute gehen sogar weit hinaus zu Fuss.
Wir steigen mehr oder weniger locker die 350 Stufen hoch zur Abtei aus dem 11. Jahrhundert. Erst geniessen wir die famose Aussicht zur Grenze der Bretagne, hinaus auf den Ärmelkanal und in die Normandie hinein. Und dann besichtigen wir die imposante einstige Abtei der Benediktinermönche. Auch hier geht es immer wieder Treppen runter und wieder rauf. Die Knie danken!






Die mehrheitlich älteren Leute sind zu bewundern, wie sie diese Strapazen meistern und immer mitkommen und niemanden behindern. Chapeau!
Nach ca. zwei Stunden Besichtigung fahren wohl fast alle mit den Ortsbussen zurück fürs Mittagessen. Ich gehe in gut einer halben Stunde zu Fuss zurück und geniesse es, mal nicht im Bus sitzen zu müssen, sondern Bewegung zu haben. Nach einem Sandwich fahren wir nach Cancale zur Besichtigung einer Austernfarm. Die Führung ist interessant, aber die Austern essen überlasse ich gerne den anderen. Igitt!!! Ich halte mich am Glas Weisswein fest und knabbere am Brot.




Und heute beziehen wir für drei Nächte ein hübsches Hotel in Dinan am kleinen Hafen der Rance. Wie schön ruhig und idyllisch es hier ist!

Schirm einpacken ist Pflicht. Nur heute ist für diese Woche Regen angesagt. Und es wird ein fakultativer Ausflug nach Vannes in der Bretagne im Département Morbihan angeboten. Ausser einer Person kommen alle mit. Ich war vor ca. 30 Jahren schon mal kurz mit der Familie hier, als wir in der Bretagne campen waren.
Und wirklich beginnt es kurz nach Beginn der Stadtführung zu nieseln. Leider! Wir laufen an der Stadtmauer und dem Château de l’Hermine mit den schönen Gärten vorbei. Im Garten ziert das Wappen, der Hermelin, mit Blumen den Rasen.




Zurück in der Altstadt besuchen wir den heutigen Markt und die Kathedrale. Es hat viele uralte und bunte Riegelbauten. Teils stehen sie ganz dicht nebeneinander und teils auch ziemlich schief in der Landschaft.






Bevor ich Mittagessen gehe, besuche ich noch die bunte Markthalle. Ich liebe es, an den Verkaufsständen aller Art durchzugehen und zu riechen und zu sehen, was gerade Saison hat.



Und ja, wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen! Das haben meine Eltern immer so gesagt. Nach dem individuellen Mittagessen sitzen alle zur abgemachten Zeit im Bus. Nur der Chauffeur und die lokale Reiseleiterin steigen beinahe eine halbe Stunde später erst zu. Dem Chauffeur ginge es schon seit einigen Tagen nicht gut und ein herbei gerufener Arzt habe ihn gleich ins Spital geschickt. Er wolle aber mit uns die Reise weitermachen, sagt er pflichtbewusst und startet den Motor. Bis auf ein paar wenige finden wir das verantwortungslos und bieten an, mit dem Zug zurück zum Hotel zu fahren. Er solle ins Spital zur Untersuchung gehen. Es klappt mit umsteigen in Rennes und wir sind zum Abendessen wieder in Dinan. Die Besichtigung der vorgeschichtlichen Megalithen in Carnac entfällt somit. Aber Hauptsache, wir sind alle gesund und munter zurück.
Eine auch allein Reisende aus Frenkendorf hat sich mir zum Essen angeschlossen und zusammen kehren wir gestärkt zu Fuss durch das hübsche alte Städtchen Dinan zum Hotel zurück.





Die Diagnose war Lagerschwindel. Dem Fahrer war zeitweise so schwindlig und übel, dass er schwankte und sich übergeben musste. Ihm wurde Auto- resp. Busfahren per sofort vom Spital verboten. Es wurde für den kommenden Tag ein lokales Busunternehmen organisiert und für die Weiterreise wurde ein Chauffeur aus der Schweiz organisiert.
Und die Wolken zogen weiter und heute scheint wieder die Sonne. Der Chauffeur ist auch zurück mit dem leeren Bus und beim Frühstück geht es ihm etwas besser. Er bleibt aber im Hotel.
Wir besichtigen das Gezeitenkraftwerk La Rance. Ich wusste bis heute nicht, dass es so etwas gibt. Besonders beeindruckend ist das Kraftwerk bei der Rückfahrt, wo sichtbar die Strömung des Meeres durchfliesst. 1967 wurde erstmals Strom produziert und damals war das Kraftwerk über 40 Jahre lang das einzige der Welt dieser Art und das grösste. Seit 2011 ist ein koreanisches Werk neuer Rekordhalter.


Dann ein weiterer Höhepunkt für mich. Wir besuchen St. Malo in der Bretagne an der Smaragd-Küste. Was für ein traumhaft schöner Ort. 1944 wurde die Altstadt zu ca. 85 % durch Bomben zerstört. Man hat nach alten Plänen zwischen 1945 und 1967 die Stadt wieder aufgebaut und heute hat man das Gefühl, durch wirklich uralte Gassen zu schlendern.




Wir schlendern einige Zeit auf der alten Stadtmauer und blicken über einen der grössten Gezeitenunterschiede Europas von bis zu zwölf Metern in der Bucht von Saint Malo. Wir besuchen die Kathedrale St. Vincent von 1152 mit ihren berühmten farbigen Fenstern. Mit dem neuen Altar mit Stuhl und Taufbecken habe ich etwas Mühe. Und in den engen Gassen ist es noch nicht so voll wie wohl dann im Sommer und zudem angenehm kühl.








Und dann stürzen sich die meisten wieder in ein Restaurant fürs Mittagessen. Ich hab zuhause genug Stadt, ich muss zurück ans Meer. Traumhaft ist es hier und bei den Wellenbrechern kreischen die Möwen und ich setze mich hin fürs Essen und geniesse diese Aussicht. Davon werde ich zuhause wieder oft träumen!







Zum Abschluss des heutigen Tages spazieren wir an den Zipfel des Cap Fréhel mit seinen bis zu 70 m hohen Klippen aus rötlichem Sandstein, schwarzem Schiefer und rosafarbenem Granit. Der Wind weht uns beinahe ins Meer hinaus, Kampf ist angesagt. Das ganze Gebiet hier ist heute ein Vogelschutzgebiet mit vielen brütenden Vögeln wie den Papageientauchern, den Silbermöwen, Austernfischer und Eissturmvögel. Im Erdgeschoss des aus dem 17. Jh. stammenden Leuchtturms kann eine kleine Ausstellung zum Leuchtturm besucht werden. Und viele Blumen blühen auf dem kargen Boden. Die Bewegung und frische Luft tun enorm gut.






Und schon geht es wieder Richtung Osten, heimwärts via Blois und Orléans.
Blois liegt an der Loire und hat, wie könnte es auch anders sein, ein Schloss zu bieten. Ich war noch nie an der Loire und mache mich gleich auf, den bekannten Fluss mit seinen Schlössern zu suchen. Dabei laufe ich über den Vorplatz des Schlosses und komme am Maison de la Magie vorbei, das dem Magier Robert Houdin gewidmet ist und zugleich auch das Nationale Konservatorium für Zauberkunst ist.


Blois wurde auf vielen Hügeln erbaut. Das erklärt auch die vielen Treppen in der Stadt. Die Treppe Denis-Papin mit 120 Stufen entstand zwischen 1862 und 1865 als Abkürzung für Fußgänger. 2013 kam die Stadt auf die Idee, die elegant geschwungene Treppe teilweise auch mit Farbe zu gestalten. Dieses Jahr ist offensichtlich die Zitrone das Bemalungsthema.


Und schon stehe ich am Ufer der Loire bei der aus dem 18. Jh. stammenden Steinbrücke. Wow, ist dieser Fluss breit!

Wir zwei allein Reisenden setzen uns in den Garten eines Restaurants und essen zu Mittag. Danach schlendern wir durch die Gassen und betrachten alte Fassaden und lauschige Plätzchen dieser Stadt mit ihren ca. 47’000 Einwohnenden.




Zum Abschluss folgt noch eine Führung durch das Château Royal de Blois, wo einst König Louis XII. wohnte. Das Schloss bietet die vier unterschiedlichen Baustile Gotik, Spätgotik, Renaissance und Klassizismus. Immer wurde je nach momentanem Bewohner wieder um- resp. angebaut.



Mich ermüden solche Besichtigungen immer sehr. Ich bin geschichtlich zu wenig interessiert und ich kann auch nie behalten, wer jetzt mit wem und warum und überhaupt. Ich mache also einen Schnelldurchgang durch all die königlichen Räume und geniesse danach noch etwas den schattigen Vorplatz des Schlosses.




In Orléans haben wir wiederum in einem Novotel gegessen und übernachtet. Und dann sind wir von Basel mal die ersten, welche aussteigen können am folgenden Spätnachmittag.
Es war erneut eine gute organisierte Reise mit vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen. Die Gruppe war nett und ich war mal bei weitem nicht die Jüngste. Wir gingen auseinander wie wir zusammen kamen. Au revoir!
