Der Himmel spiegelt sich im Türlersee

Türlersee

Auffahrt! Obwohl vermutlich die halbe Schweiz unterwegs sein wird, wage ich es auch! Mein Ziel ist nicht so bekannt und die Anreise auch nicht so lang.

In Zürich steige ich um in die S-Bahn, welche mich nach Zürich-Wiedikon bringt. Und hier wartet schon der Bus nach Hausen am Albis. Die Gegend ist Neuland für mich. Noch hängen dunkle Wolken am Himmel, aber es ist angenehm, so zu Wandern.

Blick zurück nach Hausen a.A.
Blick zurück nach Hausen a.A.

Von Hausen a.A. geht es leicht hinauf an Rebbergen und Bauernhöfen vorbei. Die saftigen Felder sind zum Teil bereits das erste Mal gemäht worden und kurz vor Vollenweid blöken Schafe und liegen Lämmer unter den Bäumen.

Bei einem Stall hängt das Schild “Zickenstube”. Ich muss lachen ob dem lustigen Namen. Da wird erklärt, warum die Ziegen Pfauenziegen heissen. Der Name wurde erstmals 1887 für die Prättigauerziege erwähnt. Eigentlich hiess das Tier Pfavenziege. Pfaven sind die charakteristischen dunklen Streifen bzw. Flecken, die sich von der Basis der Hörner über die Augen bis zur Nase hin ziehen. Ein Journalist hat fälschlicherweise aus dem V ein U geschrieben und so kam es zum Namen Pfauenziege. Trotz des Missverständnisses hat sich der Name Pfauenziege durchgesetzt.

Dann gehts hinunter über die Schafweid und schon stehe ich am Schilfufer des Türlersees.

Am Ufer des Türlersees
Am Ufer des Türlersees

Der See hier im Säuliamt ist nicht gross. In einer guten Stunde ist er zu Fuss umrundet, teils durch Wald und durch Naturschutzgebiet. Die Entstehung des Sees liegt 10’000 Jahre zurück und führt auf einen Bergsturz vom Aeugsterberg zurück, wo 60 Millionen Kubikmeter Gestein ins Tal stürzten und den Fluss Reppisch zum Türlersee stauten.

Türlersee im Säuliamt
Türlersee im Säuliamt

Allerdings besagt eine Sage eine ganze andere Entstehung des Gewässers:

Da, wo jetzt der Türlersee sich ausbreitet, lag in alten Zeiten ein schöner Bauernhof mit fruchtbaren Feldern. Der Besitzer hatte ein einziges Kind, eine anmutige, liebe Tochter. Die war dem jungen Schlossherrn auf der Schnabelburg ins Auge gefallen, und er stellte ihr leidenschaftlich nach. Das ehrbare Kind wies aber beharrlich all seine Versprechungen zurück.

Da überredete der Schlossherr den Vater, das Mädchen zu mitternächtlicher Stunde unter allerlei Vorspiegelungen auf das Schloss zu bringen. Er öffnete selbst das Tor und zog die Widerstrebende herein. Wie er das Tor schliessen wollte, merkte sie, was gespielt wurde, und stiess einen Schrei der Verwünschung gegen ihren verräterischen Vater aus. In diesem Augenblick fuhr ein flammender Blitz vom Himmel und traf ihr Elternhaus. Sie sah, wie sich eine feurige Kluft öffnete und der schmucke und einst so gesegnete Hof mit allen Feldern darin verschwand. Am Morgen aber lag an deren Stelle ein See.

Es blüht in allen Farben rund um den See und auch die Wolken machen langsam der Sonne Platz.

Der See ist für die Stadt Zürich und die Umgebung ein gern besuchter Naherholungsort. Neben einem Campingplatz laden auch ein Strandbad und diverse Stege und Strände zum Baden ein. An einigen Orten sind gute Picknickplätze mit Grillrost eingerichtet. Heute verlaufen sich die Menschen und ich bin zeitweise sogar alleine. Auf einem Bänkli im Schatten verköstige ich mein Picknick. Was für ein hübsches Plätzchen hier unweit der Grossstadt!

Dann bin ich schon wieder zurück beim Campingplatz und beim Restaurant. Hier ist es wieder übervoll mit Autos, Bussen und Menschen. Ich sehe das Postauto kommen und springe, da dieses sonntags nur einmal die Stunde fährt. Der Chauffeur ist gut gelaunt und öffnet der alten Frau nochmals die Tür. Danke!

Auf demselben Weg kehre ich wieder zurück nach Hause. Ein kurzer Wandertag mit neuen Eindrücken in einer neuen Gegend. Was will man mehr!

Türlersee vor dem Türlerberg
Türlersee vor dem Türlerberg