Es heisst, viermal umsteigen, wenn ich den Wechsel vom Tram am Bahnhof in Basel mitzähle. Aber was solls: wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen!
Also mit Kaffee und Gipfeli bestückt in den Zug von Basel nach Zürich, weiter nach Schaffhausen, dann nach Wilchingen-Hallau. Und hier wäre eigentlich der Bus vorgesehen gewesen nach Hallau. Aber da der Zug verspätet ist, fährt der Bus eben ohne einige Passagiere weg. Ich sehe auf dem Wanderwegweiser, dass Hallau in 40 Minuten zu Fuss zu erreichen ist. Also los! Und ich bin bei diesen angenehmen Temperaturen und Sonnenschein tatsächlich vor einem nächsten Bus in dem hübschen Klettgauer Dörfchen, welches ich nur vom süffigen Wein her kenne.




Gleich zu Beginn steht die etwas schroff anmutende katholische Kirche Bruder Klaus. Überall sind Weinkellereien links und rechts der Strasse. Für eine Degustation muss man sich allerdings vorher anmelden. Und entlang der Bahnhof- resp. Hauptstrasse sind wunderschöne alte Häuser, z.T. Riegelbauten, zu bestaunen.




Da ich für die Strecke zu Fuss anstelle der 2 Min. mit Bus über eine halbe Stunde benötigt habe, kommt der Zeitplan etwas durcheinander. In diesen Dörfchen schliessen die Restaurants meistens um zwei Uhr und machen Pause bis am Abend. Und wenn ich jetzt noch loswanden will, komme ich zu spät zum Essen an meinem Ziel an. Heute habe ich kein Picknick dabei und gönne mir also an der Bergstrasse im Restaurant Maienburg in Hallau ein italienisches Menü. Es ist heute eine Trattoria und ich werde auch auf Italienisch willkommen geheissen. Es hat gemundet und ich werde überrascht. Im Preis sind nicht nur ein Salat, eine Pizza und das Tagesdessert inbegriffen, nein, auch zwei Getränke gehören dazu. Das habe ich auch noch nirgends erlebt.

Nun gehe ich weiter durch das hübsche Weindorf und komme an eine stark befahrene Kreuzung. Da kommen die Autos von Erzingen in Deutschland und fahren weiter nach Schleitheim, z.B. Ich staune mal wieder! Da ist die Fabrikationshalle und das Verwaltungsgebäude der Firma Rimuss, seit 1954 eine Schweizer Traditionsmarke, die Menschen verbindet, wie sie auf ihrer Webseite werben. Jakob Rahm war der Erste in Hallau, der hier 1941 veredelte, reblaus-resistente Reben anbaute und Drahtzuganlagen im Rebberg einführte. Und die Geschichte nimmt ihren Lauf und heute ist das eine florierende Wein-Kellerei.
Inspiriert von der Idee eines Forschers, einen alkoholfreien prickelnden Mousseux zu produzieren, pröbelte der 24-jährige Emil Rahm im Keller und entwickelt 1954 den ersten «Rimuss». Die Produktion hätte ich nie hier vermutet, schon eher in Deutschland.


Ich wandere auf dem Veloweg weiter und geniesse die Gegend. Rundum lauter Rebberge, wo hauptsächlich Blauburgunder angebaut wird. Ist es schön hier!



Nach knapp 1 1/2 Stunden erreiche ich das rechteckige Bauernstädtchen Neunkirch. Die Altstadt wurde im Mittelalter rechteckig angelegt und besteht aus fünf parallel verlaufenden Häuserzeilen. Die ehemaligen Höfe aus dem 16. bis 19. Jahrhundert bestehen heute noch mit dem Schloss des ehemaligen Vogtes am Ende der Altstadt im Nordosten.






Ich habe das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein. Es ist ruhig hier. Fast keine Leute sind unterwegs und Autos fahren wenige durch das Dörfchen. Es sind meistens Wohnhäuser, denn ich entdecke keine Läden und auch keine Restaurants. Zum Glück habe ich in Hallau zu Mittag gegessen. Lediglich ein kleines Lokal mit Tischen und Stühlen draussen entdecke ich. Das ist aber übervoll mit hauptsächlich Leuten an den Tischen, welche mit dem Velo unterwegs sind.




Ich mache einen Rundgang durch die alten Strassen und komme zum ehemaligen Vogteischloss. Heute ist hier das Ortsmuseum daheim. Man kann u.a. noch zwei Pestsärge aus Siblingen besichtigen.
Beim Obertor wird man darauf aufmerksam gemacht, dass durch das grosse Tor dein letzter Gang geht, darum durchs kleine Tor man gehen soll und so noch lange lebt. Ich mach das so!

Was hat es hier doch für schöne alte erhaltene Gebäude. Ich wundere mich über rechteckige Plätze vor verschiedenen Häusern bis ich merke, dass da früher wohl die Miststöcke drin waren. Und es blüht und gedeiht und hat lauschige Ecken überall. Was für ein hübsches, erhaltenes, altes Dorf!






Einkaufen kann man hier beim Bahnhof. Die ganze Strecke von Schaffhausen bis hierher ist Teil der Hochrheinbahn. Daher wird auch immer der Ortsname mit Bad. Bahnhof angekündigt. Ich kann es kaum fassen, dass dieser Ort einen Unihockey-, Fussball-, Volleyball- und einen Schiessclub sowie einen Turnverein mit Unterriegen für alle Altersklassen anbietet. Und die Frauen des FC Neunkirch wurden 2017 sogar Schweizer Meister der höchsten Schweizer Fussballliga!
Ich kann allen empfehlen, diesen Kleinod im Kanton Schaffhausen nördlich des Rheins mal besuchen zu gehen. Es ist wirklich interessant und traumhaft hier.
Meinen Besuch beende ich am Bahnhof und warte auf den Zug, welcher mich wieder vorbei am Rheinfall mit Umsteigen in Schaffhausen und Zürich zurück nach Basel bringt.

