Über vier Stunden dauert die Anreise! Und die Wanderung ist dann verhältnismässig kurz. Aber jetzt sind die Tage lang und in den Bergen ist es nicht so heiss wie am Rheinknie.
Meine treue Wanderbegleitung und ich fahren also von Basel direkt nach Spiez, steigen um in die BLS (Bern-Lötschberg-Simplon) und kommen durch das Simmental nach Zweisimmen. Hier wartet bereits der Panoramawagen der MOB (Montreux-Oberland-Bahn) auf die Gäste aus dem Unterland. Und anstatt wie gewohnt für mich, in die Lenk zu reisen, geht es heute hoch durch den Kehrtunnel nach Gstaad, wo das Postauto uns empfängt. Nach ca. 20 Minuten Fahrt steigen wir aus.
Es riecht nach geschnittenem Gras und die Luft ist frisch. Wir stehen am schnell fliessenden Wasser des Louwibachs.

Wow, wie schön wir es doch haben in der Schweiz! Einzig die Sicht wird dieser Tage von den Russpartikeln der Brände in Kanada vernebelt. Leider wirkt in der Distanz alles wie im Dunst!
Und wie es wieder blüht am Wege! Der Bergfrühling ist immer wieder ein Genuss!




Wir gehen durch ein Sumpfgebiet dem Wasser des Bachs entlang. Auf weiter Flur sind wir alleine, obwohl wir den offiziellen Wanderweg benutzen, und staunen ob der wunderbaren Gegend.



Und dann lerne ich wieder etwas Neues. Da stehen so lustig aufgetürmte Heustöcke, die ich noch nie gesehen habe. Google klärt mich auf:
Im Heustock liegt das Heu auf einem meist hölzernen Rost etwa 40 cm über dem Boden, wobei das Gebläse von unten durch den Rost Frischluft durch den Heustock nach oben presst und dabei Wärme, Feuchtigkeit und Gärgase abführt. So eine Vorrichtung in einem Heustock nennt man auch Heubox.
Und so sieht das draussen in der Natur aus:



Nun kommen wir in den schattigen Wald und bald wird der Weg etwas anspruchsvoller. Wir steigen knappe 200 Meter hinauf und lassen unseren Puls ebenfalls klettern. Zudem heisst es gut aufpassen, da der Weg mit Steinen und Wurzeln stolprig ist. Überall begegnen uns bereits in die Jahre gekommene geschnitzte Tierfiguren, Spielplätze für Kinder und auch sensationelle Ausblicke in die Ferne.






Und wie wir aus dem Wald hinaus kommen, liegt er da, der ruhige, wunderschön gelegene und oft besungene Louenesee. Mich begleitet das Lied von Span aus den 90er Jahren schon den ganzen Weg hier hinauf. Und nun endlich stehe ich hier am Ufer. Mit den Kindern war ich vor ca. 30 Jahren schon einmal da. Aber es ist wieder wie neu und einfach so schöööön!

Auch wenn wir hier nicht mehr alleine sind, geniessen wir die Natur in vollen Zügen. Es hat wieder jede Menge Blumen und auch ein Kompotoi wurde für die Wandernden aufgestellt. Es passt!




Natürlich hat dieser Aufstieg zu diesem schönen Fleckchen Erde hungrig gemacht. Im Gartenrestaurant steht eine Frau auf und gibt uns ihren Tisch frei. Sie sei bereits fertig und gehe weiter. Was für ein Glück! Ich geniesse eine Bratwurst mit Kartoffelsalat und einen Apfelsaft, meine Begleiterin Würstchen mit Brot und saurem Most. Was geht es uns gut!


dert hinger bim Louenesee
Es kommt noch besser! Wir merken, dass wir nicht auf den Bus kommen, um einigermassen zeitig wieder daheim zu sein, wenn wir den ganzen Weg zurückgehen wollen. Also entschliessen wir uns, auf der Strasse zu laufen und bei einer Bushaltestelle zu warten, wenn es dann Zeit wird für den von uns gedachten Kurs.

Zwei Stationen schaffen wir und dann stellen wir uns in den Schatten eines Speichers und warten! Da hält ein PW an und der Fahrer fragt uns, ob wir da raus wollen? Wir antworten, ja, nach Gstaad zurück. Er lädt uns ein und fährt mit uns in den mondänen Ort. Er sei Röbi, aber nicht Koller, und erzählt von seinem Auftritt mit der Ländlerkapelle an einem Anlass. Die Alkoholfahne weht zu mir auf den Rücksitz, neben mir sein Instrument, der Bass. Bei uns in Basel käme es wohl kaum wem in den Sinn, jemanden einfach so mitzunehmen. Was haben wir doch für einen Glückstag! Wir bedanken uns herzlich und schlendern so mit der gewonnen Zeit durch Gstaad. Es reicht sogar für ein köstliches Pistache-Eis von der Bäckerei Oehrli, oder Early Bird, wie sie sich heute nennen.


Dann geht es wieder auf die lange Heimreise! Unser Zug ab Gstaad fährt direkt nach Spiez, also ohne Umsteigen in Zweisimmen. Wir sind um ca. halb acht daheim. Was war das wieder für ein toller Tag! Und das GA der SBB hat uns wieder problemlos durch die Schweiz gefahren!

Es isch immer wieder schön mit dir!