Freitag, der 13.! Unglückstag? Freitag, der 13.! Was für ein Glückstag!!!
Seit Tagen leben wir unter einem Nebelmeer! Der Deckel deckelt auch das Gemüt und frustriert. Aber was für ein Aufwachen heute Morgen! Der Blick aus dem Fenster Richtung Gempen offenbart klirrende Kälte, aber klare Luft und Sicht auf einen noch etwas dämmrigen, klaren Himmel!
Ich ziehe mich warm an, packe den Rucksack und den Hals und die Hände in einen warmen Schal resp. in wärmende Handschuhe!
Der Bus fährt mich zum Bahnhof Dornach-Arlesheim bei frostigen, eiskalten Temperaturen. Da warte ich auf die S-Bahn ins Laufental und bestaune die Eisblumen am Wartehäuschen.

In Laufen wechsle ich den öV und steige in das Postauto nach Roggenburg. Bei der Neumühle steige ich aus. Ich bin alleine und suche irgendeinen Hinweis, wo es langgeht. Leider bin ich da in einem Tal an der Lucelle oder Lützel, und von einem Internet-Empfang darf ich nur träumen. Das Gasthaus Neumühle-Moulin Neuf hat Betriebsferien, ziemlich lange. Also kann ich mich da auch nicht erkundigen gehen. Aber das wusste ich bereits aus dem Internet zuhause. Von einem ehemaligen Arbeitgeber habe ich zum Abschied mal eine Übernachtung für zwei Personen hier erhalten. Es ist ein gutes und lauschiges Plätzchen!


So laufe ich auf der Strasse hinter dem Postauto her. Ich weiss, dass die nächste Haltestelle “Abzweigung Löwenburg” heisst. Zwei Arbeiter vom Tiefbauamt Baselland begegnen mir. Sie müssen irgendetwas an der Seite der Strasse flicken. Und da biege ich rechts über die Brücke über den Bösebach ab. Es ist frostig kalt, aber dadurch hat die Natur eine wunderbare Landschaft geschaffen. Alle Büsche, Bäume, Gräser sind weiss vom Raureif. So schön!




Es geht aufwärts, ca. 100 m und schon sehe ich von weitem die ehemalige Abtei vom Zisterzienserkloster Lützel. Das ganze Gebiet wird seit dem 10. Jh. besiedelt. Der Name geht auf eine adelige Besitzerfamilie zurück, welche einen Löwen im Wappen trug. Der Bauernhof wurde 1526 vom Kloster gekauft und ausgebaut. Seit 1956 ist alles im Besitz der Christoph Merian Stiftung (CMS). Mit seiner Grösse von über 150 Hektaren Wald und 150 Hektaren Wiesen und Weiden ist es deren grösster Gutsbetrieb. Als erster Grossbetrieb der Nordwestschweiz stellte der Betrieb 1974 von der Milchvieh- auf Mutterkuhhaltung um.

Was für eine tolle Aussicht über das Land! Auf dem Hof, welcher seit 2017 von Daniel Leimgruber gepachtet wird, ist ein Museum eingerichtet. Schon beim Passieren des Torhauses wirkt es museal: Riesige hölzerne Silos beinhalten tonnenweise die Ernte von Mais, Gerste und Bohnen.




Es ist ruhig hier auf dem Hof. Kühe geniessen mit ihren Kälbern die frische Luft und futtern aus den geschützten Trögen. Auf dem Platz, welcher die ehemaligen Konvent- und Verwaltungsgebäude mit der Kapelle und dem mächtigen Eingangsturm verbindet, plätschert ein Brunnen. Idylle pur!



Nochmals einen Blick zurück und dann geht es weiter hinauf in den Wald. Die Treppen sind nicht sehr gepflegt und bei diesen eisigen Temperaturen heisst es aufpassen vor dem steilen und rutschigen Weg. Der ist aber nur kurz und schon wird es wieder flach und da entdecke ich linker Hand die Überreste der eigentlichen Löwenburg.




Hübsch anzusehen, diese überwachsenen Steine aus einer längst vergangenen Zeit. Ich versuche mir das damalige Leben hier oben vorzustellen und freue mich über meine warme Kleidung und die guten Schuhe und meine geheizte Stube zuhause.
Dann geht es noch einen kurzen, kurvigen Weg hinab. Die Ruine ist von weitem aus dem Wald ragend nochmals zu sehen und schon sind da die ersten Häuser von Ederswiler.

Irgendwo habe ich die Kantonsgrenze von Basel-Landschaft überschritten, denn jetzt bin ich im Kanton Jura. Das Bauerndorf ist eines der kleinsten Dörfer des Kantons mit etwas über 100 Einwohnenden. Zudem ist es das einzige deutsch sprechende Dorf im Kanton Jura. Alles ist hier zweisprachig angeschrieben.
Noch 1850 wohnten 250 Menschen hier, aber im Verlaufe des 20. Jh. pendelte sich die Einwohnerzahl zwischen 110 und 170 ein. Eine eigene Schule hat es nicht und die Kinder müssen nach Movelier oder Soyhières fahren und auf Französisch lernen. Alle wachsen also zweisprachig auf. Und alles ist sehr gepflegt hier.


In der Mitte des Dorfes steht die St. Anna-Kapelle, ein katholisches Kirchlein, welches 1857 erbaut wurde.


Beim Hinunterwandern sah ich das Postauto wegfahren. Nun habe ich eine knappe Stunde Zeit bis zur nächsten Rückfahrt. Die Glocke der Kapelle hat erst gerade zwölf geschlagen. Ich schaue beim Restaurant Rebstock vorbei. Die Stühle stehen auf den Tischen, wegen zu, geschlossen.
So setze ich mich mit meiner Isoliermatte auf den vereisten Brunnenrand an die Sonne und geniesse mein Sandwich und das Rüebli. Und kurz bevor das Postauto zufährt, hält ein uraltes Auto mit zwei jungen Leuten neben mir, und sie fragen mich, ob sie mich irgendwohin mitnehmen können. Nein, ist das lieb! Ich verneine dankend, da der Bus ja gleich kommt. So etwas ist mir jetzt auch noch nie passiert!
In Laufen wärme ich mich bei einem heissen Kaffee und einem Vermicelles auf. Das war eine kurze, ca. 1 1/2-stündige Wanderung. Aber kurz vor Weihnachten bei diesen Temperaturen ist das okay. Was für ein traumhafter Freitag, der 13.!!!
