Früchte des Gemeinen Schneeballs

Am Ufer der Suhre (1)

Ein anderer Wasserlauf reizt! Im Winter geht es nicht so gut mit Wandern in den Bergen. Ausser man montiert natürlich die Schneeschuhe! Ich jedoch bleibe bei meinen Wanderschuhen und fahre mit dem Tram trotz Nieselregen an den Bahnhof. Ein direkter Zug fährt mich nach Sursee. Hier wechsle ich in den Bus nach Oberkirch. Und dann gehe ich der Strasse entlang und suche den Sempachersee!

Gefunden! Hier entspringt resp. entsteht die Suhre! Sie ist insgesamt 34 km lang, entspringt aus dem Sempachersee in Oberkirch bei Sursee und mündet in Aarau in die Aare.

Es hat aufgehört zu nieseln und ich kann den Regenschirm einpacken. Das Gebiet führt zuerst durch das Moorgebiet “Zällmoos”. Und ich komme gleich an ein Fischbruthaus. Hab ich noch nie gehört. In diesem Haus der Fischerei Hofer werden seit 1927 jährlich zwischen den Monaten November bis Mai Felchen, Hechte und Seeforellen erbrütet. Die Zahlen sind beeindruckend: im Jahre 2023/24 waren dies 17,8 Mio Felchenbrütlinge (Balchen), 620’000 Hechtbrütlinge und 9’000 Seeforellen. Wow! Freude für die Fischer! Kein Wunder, tummeln sich bis zu zehn Graureiher hier am Ufer des Sempachersees!

Fischbruthaus Fischerei Hofer
Fischbruthaus Fischerei Hofer

Ich wandere direkt am Ufer des Baches. Zwei alte Männer tratschen auf einer Bank und Joggerinnen kommen mir entgegen. Unter der stark befahrenen Luzernstrasse durch macht die Suhre eine Rechtskurve und ich komme am Kultur- und Heimatmuseum von Oberkirch vorbei. Zuvor wurde noch durch ein Schild darauf aufmerksam gemacht, dass hier Fischen verboten ist!

Die Suhre wird breiter und fliesst durch eine herrliche Naturgegend, wo die Leute mit ihren Gärten direkten Zugang zum Wasser haben und Kanus aufgehängt haben und Rutschen ins Wasser auf den nächsten Sommer warten.

Eine weitere Rechts- resp. Linkskurve des Wassers und ich bin in Sursee. Was habe ich hier tolle Ferien verbracht bei meinen Grosseltern an der Geuenseestrasse. Abends liefen wir mit dem Milchkesseli die Strasse hoch zum Milchhüsli und holten frische Milch. Auf den heute total zugebauten Matten grasten damals die Kühe. Ein Schild begleitet mich aus jener Zeit bis heute: Links gehen, Gefahr sehen! Denn ein Trottoir für die Fussgänger gab es damals noch nicht. Und Calida war noch eine kleine Fabrik gleich neben der Turmuhrenfabrik.

Dann wird wegen einer Baustelle an der Suhre der Wanderweg umgeleitet. Ich komme an Schrebergärten vorbei, am Stadion Schlottermilch, an der Kantonsschule und der A2. Laut ist es hier!

Aber dann hinein in den Sursiwald! Es ist Mittagszeit und viele Joggende erholen sich bei einer Runde. Zudem gehen Frauchen und Herrchen mit ihren Vierbeinern spazieren. Auf einer Lichtung finde ich einen geschützten Platz, wo ich mein Picknick essen kann. Hier ist es wieder ruhig und ich bin alleine unterwegs.

Nun geht es einfach immer schön dem Wasser entlang geradeaus. Rechts wird der Ort Geuensee sichtbar. Zwischendurch drücken Sonnenstrahlen durch und der Himmel zeigt ein wenig Blau. Bei der Surematte gibt es einen Baumlehrpfad direkt am Ufer. Bei allen Bäumen stehen kleine Tafeln mit den Namen des Gehölzes. Und ich finde einen besonderen Kasten hoch oben an einem Baum. Dazu die Erklärung: es ist ein Fledermaus-Kasten. Da Fledermäuse meistens in Höhlen der Baumstämme ihre Jungen aufziehen und sich innen aufhängen, hat man hier als Brutkasten einen solchen aufgehängt. Die Bäume hier sind erst 30 Jahre alt und haben noch kaum hohle Stellen. So etwas habe ich auch noch nicht gesehen! Und 26 verschiedene Fledermausarten gibt es in der Schweiz. Aha!

Fledermaus-Rückzugsort
Fledermaus-Rückzugsort

Dann quere ich die Knutwiler-/Büronerstrasse. Hier mündet der Weiherbach in die Suhre. Und dort oben ist der Ort Knutwil mit seiner imposanten Kirche. Dort kamen wir doch auf unserem Weg von Basel nach Como vorbei!

Schon sehe ich mein heutiges Ziel Triengen. Davor liegen die Piste und die Hangars des kleinen Flugplatzes von Triengen. Gleich am Gebäude dahinter ist schon von weitem die Reklame von Trisa sichtbar. Beim Näherkommen merke ich allerdings, das dies nicht nur eine Reklame ist. Werk 1, Werk 2 steht auf den Wegweisern. Oh, die Zahn-, Haar- und sonstige Bürsten werden sogar hier fabriziert. 1887 in Triengen gegründet, verkauft Trisa AG heute auf allen Kontinenten in über 80 Ländern die Bürstenprodukte. Im Jahr 2020 beschäftigte die Trisa-Gruppe 1100 Mitarbeitende und erzielte einen Umsatz von 215,2 Mio Franken. Auch das habe ich nicht gewusst!

Als ich den Weg hoch komme ins Dorf Triengen, dauert es noch genau eine Minute bis der Bus nach Sursee kommt. Also beende ich meine heutige Wanderung relativ abrupt und kehre via Sursee mit dem Zug zurück nach Basel. Ich bin knappe 14 km in 3 1/2 Stunden gegangen. Gemütlich wars, etwas kühl, aber die frische Luft hat gut getan! Hoffentlich gehts bald weiter…

Badende Enten auf dem Feld
Badende Enten auf dem Feld