Seitenfassade vom Schloss Valangin

Grafen, Fürsten und Napoleon I.

Ich bekam ein Büchlein mit dem Titel “Dreissig wundersame Orte der Schweiz” geschenkt. Orte wie St. Chrischona oder das Kraftwerk Birsfelden werde ich jetzt nicht extra erkunden gehen. Das ist beides bereits bekannt. Aber sonst ist so einiges beschrieben, was mir unbekannt und völlig neu ist.

Ich frage eine ehemalige Schulkameradin und jetzige Wanderkollegin, ob sie Lust und Zeit hätte, mit mir ins Neuenburgische zu fahren. Sie hat!

Gute zwei Stunden benötigen wir ab Basel. Erst mit dem Zug nach Biel, dann umsteigen nach Neuenburg und hier mit dem Bus vom Bahnhof zum Place Pury. Da sitzen wir in einen anderen Bus und sind in acht Minuten am Dorfrand von Valangin. Es grüsst gleich das weisse Schloss vom Hügel herunter.

Schloss Valangin mit Schlossmauer
Schloss Valangin mit Schlossmauer

Wir laufen hoch zur Hauptgasse. 70 Meter ist die Strasse lang und 50 Meter breit. Mit den Häusern ausserhalb des spätmittelalterlichen Dörfchens sind es um die 500 Einwohnenden. Und hier in der Hauptgasse sind die Häuser aus dem 16. und 18. Jh. erhalten geblieben. Man sieht es ihnen irgendwie an. Schief ist überall etwas, aber alles ist fein gepflegt. Im 13. Jh. gehörte die Herrschaft Valangin den Grafen von Aarberg. Bald kam es zu Streitereien zwischen den Grafen von Neuenburg und dem Bischof von Basel. Valangin wollte selbstständig bleiben und tendierte daher eher zum Bischof.

Die Häuser wirken verlassen. Einzig im Gasthaus wird gearbeitet. Wegen Renovation geschlossen! Na super, so gross ist die Auswahl hier jetzt auch wieder nicht!

Im Norden der Gasse steht das Stadttor, welches im 15. Jh. erbaut wurde und man für den Durchlass 2 Franken zu bezahlen hatte. Zu Beginn des 18. Jh. wurde der König von Preussen Fürst von Neuenburg und somit auch von Valangin. Nach der Revolution anfangs 19. Jh. allerdings ging die Herrschaft an Napoleon I. über. Was für eine Geschichte!

Und es dünkt einen, die Zeit sei stehen geblieben hier zwischen diesen malerischen, alten Häusern.

Gleich hinter dem Stadttor, also ausserhalb des Dorfes, steht die reformierte Kirche Saint Pierre, welche von 1500-1505 erbaut wurde. Viele Namen der Familienwappen an den Fensterscheiben der Kirche sind uns grösstenteils bekannt.

Dann finden wir ein zweites Restaurant und gehen hier Mittag essen. Es ist zwar ein thailändisches Restaurant, aber auch gutbürgerliche Küche wird angeboten. Köstlich! Und als wir wieder auf die Strasse kommen, staunen wir über die Pfützen. Während unserer Pause muss es recht geregnet haben und wir haben nichts bemerkt. Nun lacht uns die Sonne wieder!

Wir entscheiden uns, noch auf den Burghügel hoch zu gehen und besuchen das Regionalmuseum im Schloss, welches aus dem 15. Jh. stammt. Rundherum wurde damals eine Ringmauer erstellt mit sechs halbrunden Türmen. Und von hier oben hat man eine tolle Aussicht über die Gegend.

Die Leute, welche hier wohnen, sind meistens Pendler und arbeiten in Neuenburg oder in La Chaux-de-Fonds. Ein paar Handwerksbetriebe wie Sägerei und Schlosserei gibt es hier und ca. 15 Beschäftigte fertigen hier im Ort Testgeräte für Solarzellen und -module, welche offenbar weltweit gefragt sind.

Nach einem Rundgang um die Schlossmauer und durch den Garten gehen wir wieder hinunter zur Bushaltestelle.

Wir haben Glück und müssen nicht lange auf den Bus warten, welcher uns zurück nach Neuenburg bringt. Hier laufen wir noch etwas dem See entlang und beschliessen unseren Ausflug mit einem Drink auf einem Platz bei der Altstadt. Interessant wars! Wieder etwas Neues gesehen und erlebt!

Am Neuenburgersee
Am Neuenburgersee