Fussweg in Solothurn

Rein in die Schlucht

Ich mach mal wieder eine Wanderung, alleine, eine kurze… Wohin? Ja, klar, auch da wollte ich schon lange mal hin! Und jetzt im Herbst mit den bunten Blättern bietet sich diese Schlucht ja richtig an!

Wieder Rucksack packen und auf den Bahnhof in Basel. Die SBB fahren pünktlich nach Olten, umsteigen und schon bin ich da, nach 1 1/2 Std.

Solothurn ist immer wieder einen Besuch Wert. Der Weg hinunter zur Aare mit dem Blick hinüber zur Altstadt mit der St. Ursenkathedrale, die 1773 fertig erbaut war.

Heute gehe ich zügig über die Brücke und an der Kathedrale vorbei, an wunderschönen alten Gebäuden wie dem Alten Zeughaus aus dem Jahre 1609 und lauschigen Plätzen und Brunnen.

Es folgt ein ruhiges Quartier mit meistens Einfamilienhäusern und gepflegten Gärten und schon bin ich im Wald bei Wengistein, wo das Naturschutzreservat Verenaschlucht beginnt. Es ist traumhaft schön und still, so still!

Nur der Verenabach plätschert dahin und das bunte Laub raschelt etwas. Es muss gestern noch geregnet haben, denn der Boden ist feucht und vor dem Rutschen ist Vorsicht geboten. Der Weg wurde 1791 vom französischen Emigranten Louis Auguste Le Tonnelier de Breteuil im Stil des romantischen Landschaftsgartens angelegt.

Es soll ein Kraftort sein ähnlich jenem in der Ermitage in Arlesheim. Dort habe ich nie das Gefühl, etwas zu spüren. Aber hier in dieser Stille kann ich mir einen Kraftort wirklich vorstellen.

Nach einer halben Stunde bin ich bereits hinten in der Schlucht bei der Einsiedelei, welche bis ins 15. Jahrhundert zurückgeht.

Und dann ist es mit der Ruhe auch plötzlich vorbei als eine Gruppe tratschender Frauen auftaucht. Schade!

Die Heilige Verena soll hier in einer Höhle gelebt haben. Noch ist diese gegenüber der Kapelle St. Martin zu sehen. Und in der Einsiedelei lebt noch immer eine Einsiedlerin oder ein Einsiedler. Dieser übernimmt die Aufgaben ähnlich eines Hauswarts und ist auch für die Öffnung der Kapelle und des Kirchleins zuständig. Der jetzige Einsiedler Michael Daum wurde 2016 vom Bürgerrat Solothurn gewählt. Er stammt aus Deutschland, wo er ursprünglich Polizist war. Er studierte dann unter anderem katholische Theologie und pädagogische Psychologie und war als Lehrer tätig.

Ich setze mich gegenüber der St. Martins-Kapelle auf eine Bank und geniesse noch etwas die Atmosphäre hier in der engen Schlucht

Dann wandere ich den Weg hoch und komme zu den drei Kreuzen. Gegenüber steht eine Kirche. Diese wurde auf Bitte des Schultheiss Johann von Roll in den Jahren 1640-44 erbaut. Neugierig trete ich in die Kirche ein. Auf dem Boden liegen alles Grabplatten der Familie von Roll. Und vorne in der Kirche ist ein kleines Gebäude gebaut, dessen Eingang mich an eine Gruft erinnert und mir insgesamt bekannt vorkommt. Erst beim Recherchieren zuhause lese ich, dass es sich um eine der weltweit wenigen Kopien des Heiligen Grabes in Jerusalem handelt. Von da hab ich das erkannt. Ist nun aber auch schon fünfzig Jahre her, seit ich dort war!

Dann meldet sich der Magen. Ein paar Schritte weiter setze ich mich im Garten des Restaurant Kreuzen, seit 1644 die Kreuzritter-Herberge, an die Sonne. Ein köstlicher Salat mit Käsekuchen stärkt mich.

Ja, und dann geht es zurück nach Solothurn, am ehemaligen Kapuzinerkloster vorbei, durch die wunderschöne Altstadt, die schmucken alten Gassen.

Zeitglockenturm
Zeitglockenturm

Insgesamt war es eine kurze Wanderung von etwas über einer Stunde ohne Pausen. Das hat gut getan und motiviert wieder zu mehr! Auf bald!