Spinnennetz mit Tautropfen

Die Reuss (10)

Allerheiligen! Wie lange es doch gedauert hat seit meiner letzten Etappe der Reuss entlang! Da war Frühlingsanfang! Dann kamen die Staus am Gotthard mit den Feiertagen wie Ostern und Pfingsten und den Ferien! Da will man ja nicht unbedingt im Tal wandern gehen! Und der viele Regen! Dann die Sommermonate mit u.a. der Hitze. Ja, und heute zu Allerheiligen setze ich also meine Wanderung der Reuss entlang fort, endlich!

Ich starte mit dem direkten Zug von Basel nach Erstfeld, sehr bequem ohne umsteigen zu müssen! In Basel herrscht dicker Nebel und in Erstfeld hängt er auch noch tief herunter.

Ich mache mich gleich auf den Weg vom Bahnhof durch die Unterführung runter zum Emilie-Lieberherr-Weg, zur Reuss.

Als erstes komme ich an der Jagdmatt-Kapelle vorbei. Mystisch sieht sie aus, so im Nebel stehend. Erstmals erwähnt wird sie 1339. Hier zitiere ich den Text von der Website der Gotteshäuser von Erstfeld:

“Der Legende nach soll ein heidnischer Jäger einen stattlichen Hirsch durch unbewohnte Einöden verfolgt haben. Plötzlich wandte sich das Tier dem Jäger zu. Da erblickte dieser im Hirschgeweih ein Tuch mit dem Antlitz Christi. Sogleich bekehrte sich der Jäger zum Christentum und errichtete an dem Ort der wunderbaren Erscheinung eine Kapelle.” Nun ja…

Und weiter gehts und die Sonne kämpft als milchige Scheibe hinter den Nebelschwaden. Ups, wie wandert wer mit nur einem Schuh? Oder hat wer das Wandern buchstäblich an den Nagel gehängt?

Einzelner Wanderschuh auf dem Weg
Einzelner Wanderschuh auf dem Weg

Auf der ganzen heutigen Strecke sind immer wieder Tafeln am Wegesrand, auf welchen einiges über den Eisenbahnbau und das ganze Drumherum erklärt wird.

Und dann wird’s herrlich! Die Sonne setzt sich langsam aber sicher durch. Die Nebelschwaden hängen nur noch an den Berghängen und sogar Blumen blühen noch! Im Gras liegt schwer der Tau und zum Glück hat es kaum Verkehr! Was für ein Tag!

Die heutige Etappe ist kurz und führt meistens direkt am Ufer der Reuss. Nun komme ich direkt an einen Rastplatz der Autobahn und muss den Durchgang suchen, denn der Wanderweg endet plötzlich unter einer Autobahnbrücke. Also muss ich kurz zurück und finde ein Schiebetor im Maschendrahtzaun. Durch eine Unterführung und wieder durch eine Schiebetür und ich bin wieder auf dem Wanderweg. Da erblicke ich auf der Höhe von Silenen den im 13. Jahrhundert erbaute Meierturm.

Und nach etwa zwei Stunden bin ich schon am Ortseingang von Amsteg. Es geht über einen tollen Spielplatz am Wasser und an den Wanderwegweisern glitzern die Tautropfen in den Spinnweben an der Sonne.

Ich schaue mir die katholische Kirche Heilig Kreuz von Amsteg an mit der imposanten Orgel aus dem Jahr 2000. Und dann bin ich bereits am Ziel. Natürlich knurrt der Magen. Im Restaurant Hirschen gönne ich mir ein köstliches Risotto al Crudo. Mmmh…

Und zurück muss ich mit dem Postauto nach Erstfeld und wieder mit dem Zug direkt nach Basel. Was für ein wunderschöner Tag der Toten, wenn man ihn so lebendig erleben darf!