Isteiner Schwellen

Von B wie Basel nach B wie Bad Bellingen

Den Elsässerrheinweg laufe ich um die zehn Mal pro Jahr, immer bei der Predigerkirche in Basel hinunter zum Bach und dann dem Wasser entlang, vorbei an der schmucken alten Häuserreihe, am St. Johann-Quartier mit den Anlegeplätzen der Rheinschifffahrtsboote, unter der lauten Dreirosenbrücke durch, beim Novartis-Campus zum modernen, steinernen, nun aber mit etwas Grün und einigen Sitzgelegenheiten ergänzten Weg, weiter durch viel Industrie über die unsichtbare Grenze nach Frankreich, wo der Weg viel naturnaher und abwechslungsreicher gestaltet ist, bis zur rheinüberspannenden Dreiländerbrücke für Fahrradfahrende und zu Fussgehende nach Weil a/Rhein in Deutschland.

Dreiländerbrücke in Weil a/R
Dreiländerbrücke in Weil a/R

Hier endet mein ca. einstündiger Spaziergang meist im vietnamesischen Restaurant Mai Garden bei einem köstlichen Mittagessen. Heute beginne ich genau hier meine erste Etappe dem Rhein entlang Richtung Norden, Richtung Rotterdam, wo der Rhein sich mit der Nordsee vereint. Wie weit ich es wohl schaffe?

Es kostet mich heute etwas Überwindung den Rucksack zu packen, das Picknick zu richten und ins Tram zu steigen, denn die Wolken hängen tief. Aber die Prognose prophezeit baldigen Sonnenschein.

Und die Wanderung durch das grässliche Industriegebiet am Hafen entlang mit all den Containerlagerplätzen, den Logistikfirmen, den Warenumschlagfirmen und vor allem den überlauten Brummis passt zu den grauen Wolken am Himmel.

Mir brummt bereits schon der Kopf vom Strassenlärm, als ich endlich beim Jachthafen von Weil an den Rhein komme. Da ist auch der Radweg entlang des Wassers. Hier lässt es sich wandern. Kurz ein Blick zurück zur Palmrainbrücke und den Wolken. Der Blick vorwärts lässt gutes Wetter am Horizont erkennen. Es kommt Freude auf!

Und nun beginnt einer der langweiligsten Wanderwege, die man sich nur vorstellen kann. Einfach alles immer geradeaus, kilometerweit kein Auf, kein Ab, nur flach geradeaus, vorbei am Stauwehr Märkt, welches im 2. Weltkrieg 1944 von Britischen Bombern getroffen wurde.

Stauwehr am Altrhein in Märkt
Stauwehr am Altrhein in Märkt

Beim Zufluss der Kander wundere ich mich über das wenige Wasser, welches der Fluss aus dem bekannten Kandertal führt. Beim Fotografieren pfeift mich ein Angler zurück. Er sei ja nun wohl auf den Fotos und von wegen Persönlichkeitsschutz etc. verlangt er, dass ich die Fotos mit seinem Anblick lösche. Mach ich und fotografiere nochmals ohne ihn. Meine erste Begegnung auf dieser langen Wanderung! Komisch!

Die Kander führt so wenig Wasser, weil sie umgeleitet wurde. Und da führt natürlich keine Brücke drüber und ich muss den Weg wieder zurück und beim Angler vorbei. Der ist aber verschwunden, dafür entdecke ich eine grosse Tafel mit der Aufschrift: “Hier Angeln verboten!” Gröhl, kein Wunder wollte der nicht auf einem Foto sein. Was muss ich lachen!

Weiter geradeaus auf einem Feldweg meistens, nur selten asphaltiert, aber oft parallel zur Autobahn Nr. 5. Es ist laut und ich kenne mich mit den deutschen Wanderwegen und den entsprechenden Hinweistafeln noch nicht aus. Meistens bleibe ich deshalb auf dem offiziellen Radweg. Oft sind die Wege am Fluss auf Betriebsgelände für Fussgänger freigegeben, aber auf eigene Gefahr. Was das wohl heisst?

Ein Wirrwarr an Hinweistafeln
Ein Wirrwarr an Hinweistafeln

Bei den Isteiner Schwellen mache ich Mittagspause und setze mich auf eine Bank im Schatten. Inzwischen muss ich Wolken suchen und die Sonne brennt vom blauen Himmel. Viele Radfahrende sind unterwegs. Ich geniesse den schönen Platz am Rhein!

Und weiter immer geradeaus. Kurz noch einen Blick zwischen den Bäumen hindurch auf den Isteiner Klotz und ab und an wieder auf die vielen Rebberge. Zwischen Kleinkems und Rheinweiler komme ich am westlichsten Punkt von Baden-Württemberg vorbei und werde immer müder und die Beine und die ganze Muskulatur schmerzen. Eine so lange, öde Wanderung bin ich nicht mehr gewohnt. Und es ist heiss und die Getränke sind genossen!

Ha, und dann endlich die Abzweigung zum Kurpark von Bad Bellingen. Aber erst möchte ich nochmals den Blick von der Aussichtsplattform den Rhein hinauf und hinunter geniessen.

Dann geht’s durch die Unterführung und ich komme zur bekannten Therme und gönne mir einen Eisbecher im Parkcafé. Da spazieren viele ältere Menschen, welche wohl zur Kur da sind und die Frage nach den Kurschatten kommt auf. Wunderschöne Blumen blühen und auch Kunst steht auf der Wiese.

Nun raffe ich mich auf und mache mich auf die Suche nach dem Bahnhof. Ich habe mich entschieden, dass ich abends nach Hause fahre, so lange die Hin- und Rückfahrt günstiger sind als eine Übernachtung.

Heute bin ich 22 km gegangen in 5 Stunden. Dazu kommt alles in allem etwa eine Stunde Pause. Ich freue mich auf die Dusche und aufs eigene Bett!

Am Bahnhof von Bad Bellingen
Am Bahnhof von Bad Bellingen