Auf dem Reussdamm

Die Reuss…(6)

Die Anreise ist heute keine zwei Stunden lang. Dennoch habe ich den Eindruck, weit im Felde gelandet zu sein. Umsteigen in Lenzburg und mit der S-Bahn nach Sins. Hier wieder zu Fuss durchs Industriegebiet und hinunter zur alten Holzbrücke. Und beim Queren sitzt ein Mann auf den alten Balken und raucht einen stinkenden Stumpen. Und ich denke mir, hoffentlich geht das alte Holz nicht im Feuer auf.

Die letzten Tage hat es viel geregnet und ich muss wieder aufpassen, dass ich nicht ausrutsche auf dem aufgeweichten Boden. An der Reuss laufe ich aber auch viel auf Sand, welcher wohl bei Hochwasser angespült wurde. Und der Frühling steht vor der Tür und weisse und lila Veilchen blühen und auch die Schlüsselblumen recken überall ihre Köpfe gegen den Himmel. Wie schön!

Und was ich die letzten Etappen auch so bei mir denke: dass an der Reuss kaum Biber wohnen. Ich sehe im Vergleich zu Rhein und Aare kaum Spuren. Heute werde ich eines Besseren belehrt. Viele stattliche Baumstämme wurden da angeknabbert!

Die Sonne hat heute beinahe keine Chance durch die Wolkenfelder. Nur kurz ist blauer Himmel zu sehen und milchig mal die weisse Sonne. Der Weg geht immer nahe am Wasser und zeitweise auch wieder durch Naturschutzgebiet und durch den Wald. Menschen sind heute wohl des Wetters wegen kaum zu sehen. Aber es bleibt trocken!

Ich komme wieder an einigen Brücken vorbei. Erst eine Eisenbahnbrücke, wo grad ein langer Güterzug drüber donnert. Im Wald sind kleinere, hübsche Holzbrücken zu überqueren und dann kommt auch eine Autobahnbrücke der A14 in Sicht. Leider verläuft diese lärmende Strasse dann den letzten Teil der Wanderung parallel auf der anderen Uferseite.

Die Etappen bis anhin befanden sich alle auf dem Boden des Kanton Aargau. Heute sehe ich nur für kurze Zeit auf den Romben der Wanderwegkennzeichen das Wappen des Kantons Zug auf der Höhe von Rotkreuz. Und schon bald sind die Farben zwar immer noch weiss-blau, aber es ist das Wappen des Kantons Luzern. Und das wird nun wohl auch wieder einige Zeit so bleiben. Ein auffälliger Willkommensgruss steht da zum Rasten und in den Bäumen hängen viele Nistkistchen für das kleine Gefieder. Am Himmel kreisen viele Milane, Mäusebussarde und wenige grosse Möwen.

Dann komme ich an einen ganz speziellen Ort am Reussufer. Für Radfahrer wird auf einem Schild darauf hingewiesen, dass nun Sand kommt und Absteigen empfohlen wird. Eben habe ich das Gelände der Firma Belfor passiert als eine Tafel mich darauf hinweist, dass nun Privatgrundstück kommt, der Durchgang aber erlaubt sei. Dann Palmen, Liegeplätze, Bars, gedeckte Stehbar, Hängesessel, Liegestühle, lustige Gestalten und die etwas in die Jahre gekommenen Blues Brothers. Ich entscheide mich, hier mein Mittagspicknick einzunehmen. Was für ein lustiger Platz sich Adi’s Bar geschaffen hat. Im Sommer muss das ein ganz toller Ort zum Verweilen sein!

Und dann laufe ich nicht dem künstlich erstellten Reuss-Kanal entlang, sondern gehe den Bogen um Perlen bis zur Brücke. Hier ist viel Verkehr und ich suche die Bushaltestelle. Da merke ich, dass dies bereits zu Buchrain gehört. Keine zwei Minuten und der Bus bringt mich nach Ebikon an den Bahnhof, wo es mit einem anderen Bus an den Bahnhof in Luzern geht. Hier ist der Aufenthalt lange genug für einen Kaffee. Und die Südostbahn fährt dann wieder zuverlässig in einer guten Stunde nach Basel!