…und: Uri, die Seele der Schweiz. So die Schlagwörter auf dem Tourismusprospekt von der Hauptstadt des Urschweizer Kantons.
Ich war noch nie da und die direkte Fahrt der SBB von Basel Richtung Tessin ist verlockend. Die Hitze habe ich bewältigt und der Regen scheint auch fürs Erste vorbei zu sein. Also nichts wie los in die Innerschweiz!
Altdorf hat einen super modernen Bahnhof mit zwei Haltekanten für Busse. Der neue Bahnhof wurde 2021 eröffnet. Als erstes laufe ich zügig ca. eine Viertelstunde der Bahnhofstrasse entlang ins Dorf hinein. Links und rechts stehen viele markante alte Häuser, zum Teil Villen von ehemals bekannten Persönlichkeiten, das Staatsarchiv und die Bibliothek, das Haus der Musik und das grosse Postgebäude. Mir fällt ein riesiger Mammutbaum auf der linken Seite auf. Den hätte ich hier nicht erwartet.


Ich suche erst das Tourismusbüro auf und bekomme zum Stadtplan noch Tipps zum Besuch von Altdorf. Auf dem Weg durch das Dorf mit knapp 10’000 Einwohnenden fallen mir die vielen hübschen, alten Schilder an den Häusern auf. Vom Beck über die Bank bis hin zum Hotel sind sie noch sehr zahlreich vorhanden. Jenes vom Hotel zum Schwarzen Löwen soll sogar echt vergoldet sein.





Das Tourismusbüro befindet sich im Tellspielhaus, welches 1924 erbaut wurde und wo in der Regel alle vier Jahre die Tellspiele stattfinden. Davor ein gemütlicher Platz mit einer riesigen Rotbuche. Und wenn man in Altdorf vom Baum spricht, dann meint man diesen mächtigen Baum vor dem Theater. Hier kann man sich hinsetzen und sich ausruhen oder sich mit Leuten treffen. Wahrhaftig ein ruhiger Ort, denn da ist auch die autofreie Fussgängerzone.


Gleich dahinter der wunderschöne Bau des ehemaligen Zeuhgauses, in welchem sich heute der Sitz des Hauses der Volksmusik befindet.

Und in der Nähe steht das Suworow Haus mit einer kleinen Kapelle im Garten. Hier übernachtete 1799 der russische General. Das Haus wurde 1550 erbaut und 2005 sanft renoviert. Es ist das kunst- und kulturhistorisch wertvollste Bürgerhaus des ganzen Kantons.


Altdorf hat ein Rathaus in einem klassizistischen Gebäude und eine Gemeindeverwaltung. Ich komme an einer lustigen Brockenstube vorbei und zum Schneemann vor dem Haus der Kunst. Dieser acht Tonnen schwere dreibäuchige Schneemann aus Marmor aus Vietnam hat der Urner Künstler Peter Regli erschaffen. Irgendwie mutet es komisch an, bei ca. 25 Grad vor einem drei Meter hohen Schneemann zu stehen.




Meiner Meinung nach ist der Rathausplatz der sehenswerteste Ort in Altdorf. Neben dem Rathaus und dem Gerichtsgebäude gleich daneben, steht hier das 1250 erbaute Türmli. Und hier kann man bis unters Dach hinauf steigen. Es ist ein Tipp vom Tourismusbüro, denn der Eingang ist nicht wirklich gleich auf Anhieb sichtbar.
Wegen der tollen Aussicht da oben steige ich die Holztreppen hoch. Und es ist Highnoon, heisst: die Glocke zuoberst schlägt erst viermal für die volle Stunde und dann noch zwölfmal für die Angabe der Zeit. Okay, Ohren zuhalten!
Aber da oben ist es dann sehr interessant. Auf Knopfdruck hin erklärt eine Stimme die Aussicht aus den drei Fenstern und dazu etwas Geschichtliches über Altdorf und Uri. Und sie bedankt sich fürs Kommen!






Und vor dem Türmli steht das Telldenkmal. Der Schweizer Nationalheld Wilhelm Tell steht da als Bronzestatue mit der Armbrust über der Schulter und Sohn Walther im Arm. Der Solothurner Bildhauer Richard Kissling erschuf das Wahrzeichen von Uri 1895.

So langsam macht sich der Hunger bemerkbar. Es riecht auch überall köstlich aus den Restaurants auf die Strasse hinaus. Auf dem Weg zu meiner gewählten Mittagsverpflegung komme ich noch am Fremdenspital mit seinem hübschen Hofportal mit dem Relief vom Pilgerpatron St. Jakob und dem Kirchenpatron St. Martin vorbei. Das Spital wurde 1437 erbaut, wo Durchreisende während Jahrhunderten Obdach und Nahrung erhielten.


Etwas erhöht gleich daneben steht die Pfarrkirche St. Martin mit der 1596 erbauten St. Anna-Kapelle, das älteste Gotteshaus von Altdorf. Der Kirchenschatz von St. Martin ist der reichste und kostbarste der ganzen Urschweiz.



Und dann beginnt der Aufstieg. Ich habe echt nicht mit diesem steilen Bergwanderweg gerechnet. Zum Glück habe ich etwas bessere Schuhe an und bin nicht mit Sandalen unterwegs. Es geht steil bergauf zu meinem auserwählten Restaurant, dem Nussbäumli. Das Aussichtsrestaurant liegt ca. 200 m über Altdorf und bietet eine wunderbare Aussicht über das ganze Tal. Aber erst komme ich noch am Kulturkloster, dem ehemaligen Kapuzinerkloster, vorbei. Heute ist alles geschlossen, aber ansonsten finden hier diverse Veranstaltungen statt.


Weiter gehts über Stock und Stein und meistens durch den Wald. Viele Treppen sind angelegt, die das Aufsteigen erleichtern. Ich habe vom Restaurant Nussbäumli gelesen, dass es nur noch bis Mitte November 2023 geöffnet ist. Der neue Eigentümer ist ab 1.1.2024 die Bürgergemeinde Altdorf. Und diese sucht für die Neueröffnung im Frühjahr 2024 einen neuen Pächter.
Die Aussicht auf Altdorf und das ganze Tal ist traumhaft. Und der Tagesteller auf der Terrasse vom Nussbäumli ebenso!

Gut gestärkt wandere ich auf der anderen Seite wieder zurück über Stock und Stein hinunter ins Dorf. Hier kaufe ich noch Käse von umliegenden Alpen und Urner Bienenhonig, Speck, Gewürzschinken und diverse Konfitüren von lokalen Produzenten für meinen Brunch am kommenden Sonntag. So köstlich!
Das war ein wunderschöner Ausflug in die Seele der Schweiz. Altdorf ist wahrhaftig eine Entdeckung! Ein Wanderer aus Reigoldswil im oberen Baselbiet verkürzt mit Gesprächen die Heimreise.

