Im Lötschental

Von Alp zu Alp

Ui, ich habe mal wieder Glück! Den Wolken sage ich die ganze Zeit: “Bitte, wartet!” als ich mich zum Gehen vorbereite. Beim Hinausgehen treffen mich wenige grosse Tropfen und schon bin ich im Bus. Aber die Geräusche aufs Dach verheissen nichts Gutes. Und beim Blick aus dem Fenster sehe ich den Boden schneeweiss vom Hagel. Ohje! Meine heutige Begleiterin wohnt im Leimental und wurde auf dem Weg zum Tram klitschnass, denn genau dann begann das Gewitter!

Wir lassen uns dadurch aber den Tag nicht vermiesen. Die Fahrt von Basel via Spiez nach Goppenstein verläuft bei einem Kaffee und Gipfeli wie im Flug. Und schon sitzen wir im Postauto und fahren durchs Lötschental an Ferden und Kippel vorbei nach Wiler. Hier besteigen wir eine grosse Gondel hinauf auf die Lauchernalp. Und der Wolken sind wenige und die Sonne lacht.

Ich feiere heute wieder mal Premiere. Noch nie war ich im Lötschental im Wallis. Und Orte wie Ferden oder Kippel höre und sehe ich heute zum ersten Mal.

Und auf die Lauchernalp wollte ich auch schon lange und nun atme ich auf knapp 2000 m ü.M. die frische Bergluft ein.

Und beim Loslaufen auf dem Höhenweg Lötschental haben wir erst mal was zu lachen. Herrscht hier Wilder Westen? Ein total zerschossenes Parkverbotsschild!

Löchrige Parkverbotstafel
Löchrige Parkverbotstafel

Bald kommen wir vom asphaltierten Strässchen auf einen schönen Wanderweg. Und wir kreuzen immer mal wieder auf der ganzen Wanderung Wasser, welches von den Bergen herunterrauscht. Und die Luft ist gleich frischer beim Fliessgewässer. Beim Milibach springt ein rabenschwarzer Muni auf uns Wandernde zu. Da werden wir aber schnell!

Der Weg führt meistens bergab, nur zwischendurch auch mal aufwärts. Insgesamt gehts so ca. 220 m aufwärts und 807 m abwärts. Das gefällt meinem Knie überhaupt nicht. Dafür geniessen wir auch hier die Vielfalt der blühenden Wiesen und die vielen Schmetterlinge oder Sommervögel, wie ich sie in meiner Kindheit nannte. Ich habe eben erst gelesen, dass bis im Jahre 2100 dieser Ausdruck verschwunden sein wird. Schade! – Und dann hören wir doch tatsächlich mitten im Sommer den Kuckuck rufen und zwar mehrmals und laut und deutlich!

Bei Weritzstafel stehen ein paar Häuser und eine kleine Kapelle. Die schauen wir uns kurz an, während eine Familie draussen eine Trinkpause einschaltet. Und da sind wir 100 m bergauf gegangen ohne es gross bemerkt zu haben.

Der Blick über das Lötschental ist immer wieder beeindruckend. Und auf der ganzen Wanderung steht uns das mächtige, 3934 m hohe Bietschhorn gegenüber.

Beim Hinuntergehen verändert sich die Vegetation. Plötzlich kommen wir in einen Nadelwald und der Duft verändert sich und der Boden wird weicher. Wir stellen uns die Farben vor, wenn sich im Herbst die Lärchen gelb färben. Auch dann muss die Wanderung wunderschön sein.

Kurz vor der Tellinalp sehe ich die ersten Suonen des Wallis. Diese Wasserleitungen, auch Bissen genannt, stammen zum Teil aus dem 12. Jahrhundert und existieren noch immer.

Und ein Blick auf den Boden verrät uns, dass wir uns im UNESCO Welterbe Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn, darunter auch der Anengletscher und der Langgletscher mit dem Gletschervorfeld bis zur Fafleralp, befinden. Das hätte ich jetzt nicht erwartet und wir sind echt überrascht.

Unesco Welterbe
Unesco Welterbe

Aus dem Wald hinaus kommen wir zu unserem Mittagsrastplatz, dem auf 1861 m liegenden Schwarzsee. Ruhig und hübsch ist es hier. Und nicht viele Leute hat es und zwei, drei gehen sogar schwimmen. Wir geniessen unsere Sandwiches und löschen den Durst.

Schwarzsee im Lötschental
Schwarzsee im Lötschental

Und dann dauert es noch eine halbe Stunde und wir stehen beim nächsten Seeli. Wir sind auf der Fafleralp. Hier endet die Strasse des Lötschentals. Der Blick geht auf beide Seiten des Tales. Es soll hier noch einen Campingplatz geben und ein Hotel. Wir machen uns auf den Weg hinunter nach Blatten.

Wir gehen nun bald die ganze Zeit mit Sicht auf die Lonza, den Fluss im Lötschental. Beim Weg über eine Kuhweide fallen uns die Tiere im Schatten auf. Schwarze Kühe mit einem weissen Streifen in der Mitte. Beide haben wir solches Vieh noch nie gesehen. Was das wohl für eine Sorte ist? Auch da hilft mir Google. Es sind Lakenvelder Rinder. Laken, weil der weisse Bauchstreifen wie ein Laken aussieht. Man lernt nie aus!

Bei Kühmad steht eine kleine Kirche auf einer Anhöhe.

Und dann beehrt uns doch tatsächlich noch ein Schwalbenschwanz!

Schwalbenschwanz
Schwalbenschwanz

Tja, und dann geht unsere heutige Wanderung in Blatten zu Ende. Wir bewundern schöne alte Holzhäuser, zum Teil mit Blumen geschmückt und kommen natürlich auch an den bekannten Lötschentaler Masken vorbei. Die Fasnachtsgestalten, genannt Tschäggättä, tragen diese handgeschnitzten, traditionellen Masken.

Es gibt eine Erfrischung und schon bald fährt uns das Postauto zurück nach Goppenstein. Hier haben wir das Gefühl in eine Mauer zu laufen beim Umsteigen in den Zug. Die Luft ist bereits hier schwülheiss, aber schlimmer wird es noch im Zug ab Spiez nach Basel. In Bern scheint der Lokführer gewechselt zu haben. Da funktioniert plötzlich die Klimaanlage und es wird angenehmer.

Wir sind ca. vier Stunden gegangen und haben 15 km zurückgelegt. Es war traumhaft da oben im Walliser Lötschental! Und danke auch wieder an meine heutige muntere Begleitung!

Kartäusernelke
Kartäusernelke