Es geht früh los heute! Wir wollen den Tag nutzen! Um sieben fährt das Tram, um halb acht der Zug nach Zürich, umsteigen nach Konstanz, Bus zur Fähre und rüber nach Meersburg. Kurz nach halb elf sind wir da! Der Himmel ist wolkenbehangen, aber es ist trocken und nicht kalt.
Von der Kirche, wo uns der Buschauffeur aussteigen lässt, laufen wir durch das hübsche Städtchen mit den Riegelbauten und für den Fasching verzierten Häusern hinunter zum Bodensee.



Wir kommen an vielen Bootsanlegestellen vorbei. Die Boote sind fast ausschliesslich aufgebockt und zugedeckt an Land. Auch müssen wir viele Freibäder umgehen. In der Schweiz sind die am Wasser liegenden Bäder im Winter meist begehbar. Hier ist alles abgeriegelt und es müssen Umwege gemacht werden. Ausgeschildert sind die Wanderwege sehr schlecht. Jeweils sind die Kilometer angegeben bis zu einem Ort. Aber ist man eine halbe Stunde gegangen, sind es oft noch ein oder zwei Kilometer mehr zu gehen als beim letzten Schild. Auch geht man hier viel auf Asphalt, oft auf dem Radweg der Bodensee-Rundfahrt. Zur linken Seite haben wir zu Hauf Reben und Rebgüter mit wunderschönen Häusern und oft auch Hotels oder Gasthöfen. Die meisten sind im Winterschlaf bis Beginn März.



Wir laufen durch das Städtchen Hagnau, und ich kann verstehen, dass man hier gerne Ferien macht. Auch an toll gelegenen Campingplätzen mit Minigolfanlagen führt der Weg vorbei. Aber auch die liegen im Winterschlaf. Dann gehts etwas durch den Wald. Es beginnt zu regnen. Zum Glück nur für eine kurze halbe Stunde und dann haben wir den Rest des Tages sogar ab und an mal einen kurzen Sonnengruss.
Kurz vor Immenstaad thronen zwei wunderschöne Schlösser von den Rebbergen herunter: Schloss Kirchberg und Schloss Hersberg.



Am Hafen von Kippenhorn setzen wir uns auf eine der zahlreichen Bänke und geniessen unser mitgebrachtes Picknick. Nebenan hat eine Familie auch Mittagspause und die Kinder spielen am Ufer. Der Bodensee hat sehr wenig Wasser. Uns fällt das immer wieder auf, den ganzen Tag über.

Dann laufen wir durch Immenstaad auf der Suche nach dem Wanderweg. Ich vermisse die gelben Rhomben der Schweizer Wanderwege. Plötzlich gehen wir über das Gelände der Airbus Defence & Space. Niemand kontrolliert uns, überall Leute am Arbeiten, deren Parkplätze und riesige Maschendrahtzäune. Da finden wir eine Ausgangstür für Fussgänger und weiter gehts einer stark befahrenen Strasse entlang. Ich hab das Gefühl, dass wir nächstens auf der Autobahn landen! Nein, da kommt zum Glück eine Abzweigung nach Fischbach.
Wir genehmigen uns hier eine Kaffeepause und nehmen dann den Bus hinein nach Friedrichshafen. Das Gehen auf Asphalt und die Irrläufe auf der Suche nach den Wanderwegen machen müde.
Uns erfrischt die Dusche im Hotel City Krone. Hübsch! Danach gibts ein köstliches Abendessen im indischen Restaurant Tandoori. Wir haben etwas über 18 km zurückgelegt, heute schlafe ich tief und fest!
Leider konnte meine Begleitung nicht so gut schlafen. Die Hüften und Beine schmerzten zu sehr und so einigen wir uns, heute einen gemütlichen Tag zu machen. Nach dem feinen Frühstück packen wir unsere Rucksäcke und spazieren dem See entlang durch Friedrichshafen.
Hier an der Seepromenade wird einigen bekannten Leuten in Form einer Gedenktafel oder -büste gedacht. So zum Beispiel dem schwäbischen Dichter Gustav Schwab, von dem 1827 der erste Reiseführer zum Bodenseeraum erschien. Oder das Denkmal an Ferdinand Graf von Zeppelin. Das Zeppelin-Haus, heute Kultur- und Kongresszentrum der Stadt, wie auch das Zeppelin-Museum bei der Schifflände erinnern an den Flugzeug-Pionier. Noch immer kann man in den Sommermonaten einen Rundflug über die Region in einem der Luftschiffe buchen. Und auf dem 13 m hohen Obelisken steht Graf Zeppelins Lebensmotto in goldener Schrift: Man muss nur wollen und daran glauben, dann wird es gelingen.


Das vom “Europakünstler” Helmut Lutz gebaute Klangschiff „Im Augenblick“ erinnert mich etwas an Jean Tinguely.

Ganz am Ende der Promenade kommen wir noch zum Schloss aus dem Jahre 1654 und der dahinter liegenden Schlosskirche. Das Schloss war ursprünglich ein Kloster der Benediktiner, diente dann als Sommersitz der württembergischen Könige und ist heute in Privatbesitz. Mir gefällt der kunsteiserne Pavillon mit den vielen filigranen Verzierungen.


Dann laufen wir durch die Strassen zurück zur Schiffslandestelle und warten auf die Fähre, welche uns nach Romanshorn bringt. Wir stellen uns vor, wie das ein Gewimmel sein muss in den Sommermonaten.
Das Schiff MS Zürich bringt uns in 40 Minuten über den See nach Romanshorn. Das Wetter wird immer besser und bald stellen sich Frühlingsgefühle ein.


Die Schiffsanlegestelle ist gleich gegenüber vom Bahnhof. Aber so schnell wollen wir dann doch nicht heim. Wir flanieren nun hier an der Seepromenade an der wärmenden Sonne und haben das Gefühl, in den Ferien zu sein.




Nach einem feinen Mittagessen gehts dann auf die Heimreise. Am Bahnhof grüsst uns zum Abschied noch das umstrittene Mocmoc. Mit Umsteigen in Zürich sind wir bald wieder zuhause.
