Was für ein hübsches Städtchen, dieses Orbe! Die Anreise aus dem Baselbiet ist etwas umständlich mit zweimal umsteigen und relativ langer Zugsfahrt. Zum Schluss gings ab Yverdon-les-Bains noch mit dem Bus weiter. Aber das hat sich gelohnt. Orbe ist mit seinen knapp 6’000 Einwohnenden relativ klein, überschaubar und sehr beschaulich.
Der Fluss Orbe fliesst gleich neben dem Bahntrassee und von der alten Brücke aus hat man sogar einen Blick bis hin zur Alpenkette. Hübsche Gässchen mit alten Häusern verzaubern und Details überraschen.
Der Fluss Orbe Rue des Remparts Brunnen an Hausmauer
Im Touristeninformationsbüro an der Grand-Rue beim Marktplatz erhält man einen Stadtplan mit zwei eingezeichneten Rundgängen und eine kleine Broschüre mit vielen Hinweisen zu den Sehenswürdigkeiten.
Da geht es auch gleich in der kleinen Gasse Rue du Château vorbei hoch zum Schlossplatz.

Zuerst allerdings besuche ich die Kirche. Den Turm sieht man nur von ferne und man könnte auch den Eingang verpassen, da nichts auf ein Gotteshaus hinweist. Die Kirche besitzt fünf Schiffe und einen Glockenturm. Die Reformatoren Guillaume Farel und vor allem der aus Orbe stammende Pierre Viret (1511-1571) predigten hier.

Und dann stehe ich auf dem Schlossplatz mit seinen zwei von ursprünglich vier Türmen, dem Rundturm, auf dessen Top man einen 360-Grad-Rundblick auf den Jura, die Dächer des Städtchens und bei guter Sicht bis in die Alpen haben kann. Und dem Viereckturm, der früher als Wachturm gedient hat. Es ist ruhig hier oben und Kinder spielen auf dem grossen Spielplatz.
Rundturm von der Rue du Château aufgenommen Viereckturm
Dann gehe ich wieder zurück und folge den roten und gelben Füssen auf dem Asphalt, welche bei der ganzen Tour durch Orbe den Weg markieren. Kurz vor der Kirche biege ich links ab durch die Passage de la Poterne. Ich durchschreite den ganzen Wehrgang, über welchem kleine Passerellen die Häuser mit ihren Gärten verbinden. Angenehm kühl ist es zwischen diesen alten Mauern.
Durchgang Poterne Im Wehrgang Zwischen den Mauern des Wehrgangs
Am Ende der Rue de la Tournelle stehe ich vor dem ehemaligen Gefängnis mit einer wunderschönen Sandsteinfassade. Heute ist hier die Bibliothek und das Théâtre de la Tournelle untergebracht. Daneben steht ein riesiger Bremsstein. Um im 19. Jahrhundert das Abrutschen der Räder der Fuhrwerke zu verhindern, wurden damals solche Steine oder Holz und Eisen als Bremskeile verwendet.
Ehemaliges Gefängnis Bremsstein
Und schon bin ich wieder zurück auf dem Marktplatz, stehe vor dem Brunnen aus dem Jahr 1753 mit dem Rathaus dahinter, welches über den ehemaligen Markthallen errichtet wurde. Ich schlendere an den kleinen Geschäften und Cafés vorbei und esse auf der Grand-Rue in einem netten Bistro zu Mittag. Schräg gegenüber kann die Fassade der Pharmacie du Prieuré bestaunt werden. Die Dekoration erinnert daran, dass dieses Haus einst der Kornspeicher des Klosters Romainmôtier und später Zehntscheune war.
Brunnen vor dem Rathaus Pharmacie du Prieuré
Eigentlich wollte ich noch die römischen Mosaiken etwas ausserhalb besuchen. Doch sind diese zur Zeit nur an Wochenenden zu besichtigen. Und auf den Präsidentenweg, welcher von Le Puisoir bis zum Staudamm des Wasserkraftwerks Les Moulins alles der Orbe entlang führt, habe ich verzichtet. Falls Sie hingehen, aufgepasst, es sollen Biber in der Böschung leben!

Ich kann mich der Aufforderung auf der Fassade nur anschliessen: tun Sie es, besuchen Sie dieses hübsche Städtchen!
Wer kann schon von sich behaupten, dieses unbekannte, aber scheinbar sehenswerte Städtchen zu kennen! Sicherlich nicht viele! Man möge hoffen, dass Deine detaillierte Beschreibung der zahlreichen Sehenswürdigkeiten mit ihrer Geschichte das Interesse etlicher Menschen zu wecken vermag!
Oft ist das unbekannte und unscheinbare eher einen Besuch wert als viele der so vermeintlich unbedingt zu besuchenden grösseren Städte!
Auf ins Waadtland – auf nach Orbe !!!